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147966

(2012) Founding psychoanalysis phenomenologically, Dordrecht, Springer.

Berührungspunkte zwischen der "Philosophie" Freuds und der Phänomenologie

Günter Gödde

pp. 105-131

Entgegen der vielfach vertretenen Auffassung, Freud hätte von den Jugendjahren an eine gleichbleibend negative Einstellung zur Philosophie gehabt, ergibt die Auswertung seiner Briefe und anderer psychoanalyse-interner Quellen ein differenzierteres Bild: Als junger Student interessierte er sich stark für philosophische Fragestellungen und studierte vier Semester lang bei dem Philosophen Franz Brentano, um sich dann im weiteren Studium vorrangig biologischen Forschungsprojekten zu widmen. In der Pionierzeit der Psychoanalyse keimte Freuds Interesse an der Philosophie wieder auf, wobei er sich besonders an Theodor Lipps als einem Kronzeugen für seine Psychologie des Unbewussten orientierte. Erst in den Diskussionen der psychoanalytischen Mittwoch-Gesellschaft vollzog Freud eine Wende zu einer zunehmend an Schärfe und Polemik gewinnenden Philosophiekritik und stellte damit die Weichen, die den Austausch und die Verständigung zwischen Psychoanalyse und Philosophie bis heute sehr erschwert haben. Schon damals gab es aber eine Reihe von Psychoanalytikern wie z.B. Ludwig Binswanger, die Freuds Philosophiekritik mit großer Skepsis begegneten. Nach dem Ersten Weltkrieg grenzte Freud die "wissenschaftliche Weltauffassung" zwar weiterhin programmatisch von der Philosophie ab. Seine Philosophiekritik sollte aber nicht als generalisierende Ablehnung, sondern besser als Kritik an bestimmten Schulen der Philosophie, vor allem an der spekulativen Metaphysik und an den Systemdenkern verstanden werden.Geht man der Frage nach, wie Freud mit dem phänomenologischen Denken in Berührung gekommen sein kann, dann liegt es nahe, in erster Linie an Franz Brentano, Theodor Lipps und Ludwig Binswanger zu denken, da sie der Phänomenologie nahe stehen und Freud mit ihnen – persönlich oder über deren Werk – zeitweise eng verbunden war. Aus psychoanalysehistorischer Sicht erscheinen die Verbindungen Freuds zu den deskriptiv, intentional und phänomenologisch orientierten Psychologien Brentanos, Lipps' und Binswangers noch keineswegs hinreichend erforscht. Der vorliegende Beitrag sucht dieses Dunkelfeld etwas zu erhellen. "— End of Abstract'

Publication details

DOI: 10.1007/978-94-007-1848-7_6

Full citation:

Gödde, G. (2012)., Berührungspunkte zwischen der "Philosophie" Freuds und der Phänomenologie, in D. Lohmar & J. Brudzińska (eds.), Founding psychoanalysis phenomenologically, Dordrecht, Springer, pp. 105-131.

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