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215939

(2005) Weltentwurf und Reflexion, Stuttgart, Metzler.

Ursprung, Probleme und Desiderate der neuzeitlichen Dialektik

Hans Heinz Holz

pp. 29-45

Wenn Dialektik aus der Problemgestalt des begründenden (und also begründeten) Wissens — und das heißt neuzeitlich: des wissenschaftlichen Wissens — entspringt, dann werden in der Formulierung ihrer eigenen Probleme, die der dialektischen Theoriebildung spezifisch sind, der jeweilige Wissensstand und seine weltanschauliche Interpretation1 ihren Niederschlag finden. Bei Heraklit steht das Problem der Konstitution des Allgemeinen als eine besondere Realität gegenüber der unmittelbar erfahrenen Realität des Einzelnen im Mittelpunkt, bei Parmenides die Differenz zwischen notwendigem Denken von Identität und faktischer Gegebenheit des Nicht-Identischen, bei Zenon die Zuspitzung dieses Widerspruchs auf das Verhältnis von Bewegung und Ruhe; bei Platon schließlich fließen diese Probleme in einer allgemeinen Theorie der Dialektik von Einheit und Andersheit zusammen, die das erste Schema einer Dialektik-Konstruktion ist und als solches über Proklos und Nikolaus von Kues bis zu Schelling und Hegel weitergereicht wird. Im christlichen Mittelalter sind es die Inkompatibilitäten von Glauben und Wissen, die zur Dialektik in der Struktur der Gottesbeweise führen, oder die Widersprüche zwischen den auctoritates, die die Sentenzen-Sichtung des Petrus Lombardus und die schier unerschöpfliche Folge der Sentenzenkommentare provozieren.2

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00092-7_2

Full citation:

Holz, H.H. (2005). Ursprung, Probleme und Desiderate der neuzeitlichen Dialektik, in Weltentwurf und Reflexion, Stuttgart, Metzler, pp. 29-45.

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