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(1995) Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler.
Der Status der Autorfunktion im Barock ist uns heute fremd. Zu sehr weicht er vom vertrauten Bild ab, das wir uns von demjenigen machen, der hinter den Texten steht. Dieses Bild ist ein Konstrukt der Goethezeit, die den Autor mit den uns vertrauten Zügen entläßt. Ausstaffiert mit den Attributen einer Originalität, die für die Möglichkeit immer neuer Texte sorgen wird, und im Glanze einer Biographie, deren Spuren Literaturwissenschaft mehr oder minder verstellt aus den Texten nachzeichnet oder nachzeichnen zu können glaubt, ist der Autor vor allem eine Garantie. Mit seiner Unterschrift und in seinem Namen haftet er dafür, daß man es mit einer verläßlichen Größe und einem kalkulierbaren Risiko zu tun hat. Als Organisationsprinzip für die »Gruppierung von Diskursen, als Einheit und Ursprung ihrer Bedeutungen, als Mittelpunkt ihres Zusammenhalts« (Foucault 1974, 19) soll der Autor über seine Schriften herrschen und ihre Lesbarkeit sicherstellen. Im Zentrum der Buchstaben prangt ein Souverän.
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-476-03544-8_13
Full citation:
Rieger, S. (1995)., Autorfunktion und Buchmarkt, in M. Pechlivanos, S. Rieger, W. Struck & M. Weitz (Hrsg.), Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart, Metzler, pp. 147-163.