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(1999) Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Im Oktober 1933, am Tage der Abstimmung über Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund, kam ich per Bahn aus der Schweiz nach Berlin zurück; außerdem war es Sonntag, wie bei Abstimmungen üblich. Aber es gab an den Grenzen Abstimmungslokale, wo Reisende wählen konnten unter Vorlage des Passes. In Freiburg i. Br. hatte der Zug einen kurzen Aufenthalt, ich ging in das deutlich sichtbare Wahllokal auf dem Bahnsteig und bat um einen Wahlschein, nachdem der Wahlleiter meinen Paß geprüft hatte. Ich erhielt meinen Schein und wurde auf eine Kabine verwiesen; da aber der Aufenthalt des Zuges nur kurz war, sagte ich dem Beamten: "Es ist ja klar, was man wählen muß", sah ihm dabei in die Augen und strich das "Nein"an, faltete den Wahlschein, steckte ihn in ein Kuvert und versenkte das Ganze in die Wahlurne. Der Wahlleiter schaute mich nur an, und da er "glaubte", kam ihm nicht einmal der Gedanke, daß einer anders als "Ja", nämlich "Nein", ankreuzen könnte. Das Ergebnis dieses "Glaubens":
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-322-80859-2_22
Full citation:
König, R. (1999). Vor der Emigration, in Autobiographische Schriften, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 350-358.
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